Eine einmalige Kombination von Instrumenten erlebte das Publikum beim Orgelsommer am Schloss Todenwarth: Neben dem Blechbläser-Quartett sorgte eine Open-Air-Konzert- Orgel für Hörvergnügen.
Von Tino Hencl
Todenwarth – Petrus muss ein Freund von Orgelmusik sein – ein Indiz dafür gab es jedenfalls am Samstagnachmittag im Park von Schloss Todenwarth bei Fambach: Der 25. Thüringer Orgelsommer machte dort mit einem Freiluftkonzert Station. Rechtzeitig vor Konzertbeginn ließ der morgendliche Starkregen nach, um letztlich der Sonne und blauem Himmel Platz zu machen.
Grund genug zur Freude beim Schlossherrn Jochen Halbig und natürlich bei Theophil Heinke, der als Kantor, Organist und Mitorganisator der Konzertreihe noch Zeit fand, sein Instrument zu stimmen. Das erwies sich als nicht alltäglich: Zu spielen war diesmal auf einer nahezu einmaligen großen Open-Air-Orgel, welche die Orgelbaufirma Hoffmann und Schindler im unterfränkischen Ostheim entwickelt und auf einem Lkw installiert hatte. Das Hörerlebnis war beeindruckend, wenngleich die Akustik wegen fehlender Räume vom gewohnten Klangbild abwich. Dafür konnten die 80 Zuhörer beim Spiel den Blick auf die Natur, dazu das Rauschen des Windes und Zwitschern der Vögel genießen.
Mit besonderen Fähigkeiten gesegnet zeichnete sich das Heinke zur Seite stehende Blechbläser-Quartett „Neva Brass“ aus. Die vier Vollblutmusiker aus dem russischen Sankt Petersburg verstanden es vom ersten Moment an, das Publikum in ihren Bann zu ziehen. Egal ob es sich um für Oper oder Ballett, für Streicher oder Piano komponierte Stücke handelte – Dimitry Smirnov, Sergey Bayev, Viacheslaf Minnikov und Andrey Bykow schafften es, mit Tuba, Flügelhorn sowie Piccolo- und anderen Trompeten faszinierende Arrangements darzubieten. Zu hören waren so bekannte Stücke wie der „Canon in D-Dur“ von Johann Pachelbel, der „Einzug der Königin von Saba“ aus dem Oratorium „Salomon“ von Georg Friedrich Händel oder „Eine kleine Nachtmusik“ von Wolfgang Amadeus Mozart.
Da übernahm die S-Moll-Trompete den Part der 1. Geige, die B-Trompete den Part der 2. Geige und so weiter und so fort. „Schön, schnell und sauber“ kommentierte dazu Viacheslav Minnikow, der zugleich als Moderator fungierte. 15 Jahre studiere man in Russland bis zum wirklich professionellen Bläser, ließ Minnikov wissen – angesichts der perfekt gelungenen Adaptionen stellte das Publikum diese Aussage nicht in Frage.
Theophil Heinke als begnadeter Organist stellte an der „Königin der Instrumente“ sein Können ein weiters Mal unter Beweis. So war das „Praeludium G-Dur“ von Johann Sebastian Bach ebenso im Park von Schloss Todenwarth zu hören wie Vincenzo Bellinis „Sonata per Organo“ oder auch John Arthur Meales „A Summer Idyll“. Werke von Max Reger – Toccata in D-Moll und Fuge in D-Dur – fehlten nicht: Der Orgelsommer gedenkt dem 100. Todestag des Komponisten in diesem Jahr.
„Kein Konzert ohne Zugabe“, meinte Minnikov nach langanhaltendem Applaus der Zuhörer. Und nicht nur Klassik hatte das Quartett im Repertoire. George Bizets „Habanera“ etwa war vielen Gästen als Arie aus dem Musical „Carmen“ in guter Erinnerung. Sergey Bayev spielte dabei nicht nur Trompete, sondern steuerte mit einer Hand mittels Kastagnette die passende Schlagzeug-Begleitung bei. Irwing Berlins Jazz-Ohrwurm „Puttin‘ on the Ritz“ stammt von 1929 – Andrey Bykow ließ sich sogar zum Tänzchen während der Aufführung hinreißen – mitsamt seiner acht Kilogramm schweren Tuba, versteht sich.
Kurzum: Ein gelungenes Konzert der Extraklasse unter freiem Himmel, welches allen, die dabei waren, lange in Erinnerung bleiben wird.