

aus der Südthüringer Zeitung
aus der Südthüringer Zeitung
Ralph Schüller und seine Band waren im Garten von Schloss Todenwarth zu Gast. Das Konzert war gut besucht.
Todenwarth/Fambach – „Wenn ein Wunschballon, 300 Meter über uns in einer langen Nacht wunderbar verbrennt“ – wer wollte, konnte diesen Song, der einfach nur zum Träumen einlädt, am Samstag gleich zweimal hören. Ralph Schüller und Band interpretierten ihn zur Ausstellungseröffnung von „überland“ in Schmalkalden und am Abend noch einmal, zum Konzert auf der Todenwarth. Beide Male ohne Regen und beide Male mit viel Empathie. Das Publikum honorierte das.
Am Abend war es recht frisch, doch die Gäste hatten sich darauf eingestellt. Außerdem lagen Schirme bereit.„Sicherheitshalber und außerdem regnet es dann meistens nicht“, bemerkte Michael Sommer. Die Veranstaltung war vom Kunstverein „Kunst heute“ organisiert worden. Mit dem Garten von Schloss Todenwarth hatte man für den Abend ein passendes Ambiente gefunden. Schlossherr Jochen Halbig freute sich über die Gäste, die sich, wie bei den vorigen Konzerten und Lesungen auch, an die in Corona-Zeiten vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen hielten.
Die Band ihrerseits befolgte das auch. Trompeter Anton Sterz spielte hinter einer Plastikwand. „Der Schneewittchensarg“, frotzelte Ralph Schüller und schon war für gute Laune gesorgt. Ohnehin verstand es der gebürtige Suhler, das Publikum mit Worten und Liedern anzusprechen. Wobei man die Texte schon verfolgen musste. Das aber tat richtig gut. Wirkten sie doch beinahe wie innere Dialoge mit sich selbst. „Hält der Wind, was er verspricht? – Hält er nicht“ ist ein Beispiel. Oder die Zeile: „Wer die Blume nicht ehrt, ist die Vase nicht wert und den ganzen Duft“.
Es sind die kleinen, beinahe unscheinbaren Dinge, über die Schüller singt. In einem Lied fragt er: „Wo ist die Ruhe? Ich kann nicht schlafen.“ Man braucht nicht lange zuzuhören, um zu bemerken, da steht jemand hinterm Mikrofon, der sich umschaut, der das Leben kennt und Dinge benennt, die andere möglicherweise übersehen. Dazu die Musik. Sie geht ins Ohr. Etliche bewegen ihren Füße und wippen im Takt mit. Kalt kann es dabei nicht werden.
Mittlerweile denkt Ralph Schüller übers Trödeln nach. Selbstverständlich trödelt er bei dem Song auch. „Die Brote geschmiert, gebunden die Schuhe, wir sind spät dran und wir müssen los“ – derartige Situationen kennt ein jeder im Publikum. Dann die Frage: „Warum mein Herz, warum trödel ich bloß?“ Das Schöne an den Songs der Band ist die direkte Vorstellungskraft. Jedes Lied wird plastisch, eben, weil der Sänger so gut beschreibt. Aber nicht in ausufernden Texten, sondern kurz und knapp. Zwischendurch gibt es Erinnerungen an die DDR-Zeit. Schüller ist Jahrgang 1967 und kennt die Zeit, als in den Hinterhöfen die Wäsche hängt und die stinkenden Zigaretten, die sich Karo nannten, 1,60 DDR-Mark kosteten. Dass man im Dorf immer schön „Guten Tag“ sagen musste, weiß er auch – „sonst setzte es Ohrfeigen vom Vater“.
Der Abend verläuft harmonisch, bisweilen melancholisch, natürlich fröhlich und auch sehr musikalisch. Zu Schüllers Band gehört auch Frank Oberhof. In der Region ist er bekannt als Organisator der „Liedertour“, bei Schüller spielt er Akkordeon. Es macht Spaß, der Band zuzuhören. Zwischendurch lässt sich in den Abendstunden sogar die Sonne blicken. Dann die musikalische Frage: „Hast du mich, habe ich dich heute schon vermisst?“
Das Publikum hätte es sicherlich getan, wenn die Band nicht aufgetreten wäre. „Schön, dass ihr da wart“, meinte Katrin Sommer vom Kunstverein und freut sich schon jetzt auf ein Wiedersehen.
Ein Gesamtpaket mit Wumms
Aus einem Frühlings- wurde ein Sommerfest auf der Todenwarth – mit Mut zum Wetter. Das aber spielte mit und so erlebte das Publikum ein Blueskonzert der Extraklasse mit einem Trio der Extraklasse.
Todenwarth – Ihr Knutschmund erinnert an Katharina Thalbach, ihre Gesten eher an deren Enkelin Nellie. Grazil und beweglich – das ist Simone Reifegerste. Wumms hat sie auch. Und stillstehen kann sie gar nicht. Die auberginenfarbigen Locken mit bunten Bändern hüpfen auf und ab, ihre Halsketten vibrieren und um den Mikrophonständer hat man als Zuschauer schon ein bisschen Angst. Die Dame, die da auf der Treppe von Schloss Todenwarth steht, hat Musik im Blut. Unverkennbar. Und ihre Stimme erst. Soul, Jazz und Blues sind angekündigt. Simone Reifegerste nimmt das Publikum mit in eine Küche, früh um 5 Uhr. Die Gäste sind beim Absacker hängen geblieben. Und dann „Time after time“. Reifegerste singt von „confusions“ (Verwirrungen) und dem „suitcase of memories“ (Koffer voller Erinnerungen). Und dann der Refrain: If you fall, I will catch you, I’ll be waiting – Time after time (Wenn du fällst, werd ich dich auffangen und ich werde warten – jedesmal). Spätestens jetzt stellt sich der Effekt in der Küche, früh um 5 Uhr, ein. Ebenso wie das Bild von Cindy Lauper mit der kupfernen Haarfarbe und den special Effekts der 1980er Jahre. Simone Reifegerste imitiert die Künstlerin perfekt. Und das ist erst der Anfang des Konzertes auf Schloss Todenwarth. Die Veranstaltung war als Frühlingsfest des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde geplant. Corona funkte dazwischen und so feierte man am Samstag kurzerhand ein Sommerfest. Zum Glück ohne Nässe von oben. Einzig ein kleiner Schauer hatte die Gäste, darunter auch Landrätin Peggy Greiser, zwischendurch in Atem gehalten. „Ich hab meinen Schirm mit – da regnet es nicht“, prophezeite Greiser und sollte Recht behalten. Hausherr Jochen Halbig verkündete als gleich: „Ich bin glücklich, dass wir nicht abgesagt haben“ und berichtete von spannenden Momenten am Vortag, in denen die Familie etliche Wetter-Apps vergleichen hatte. Derweil lugt Joe Kucera schon hinter der Tür hervor. Sein Saxophon steht bereit. Ebenso das Keyboard für den Dritten im Bunde, Vladimir Strnad aus Prag – ein etwas schwer zu sprechender Name – Halbig aber bemühte sich. Der Keyboader war ebenso wie die Sängerin erstmals auf Schloss Todenwarth. Joe Kucera dagegen kennt sich hier aus. Fünfmal erfreute er die Gäste des einstigen Frühlingsfestes schon mit seinem Saxophonspiel. Und das
Todenwarth – Ihr Knutschmund erinnert an Katharina Thalbach, ihre Gesten eher an deren Enkelin Nellie. Grazil und beweglich – das ist Simone Reifegerste. Wumms hat sie auch. Und stillstehen kann sie gar nicht. Die auberginenfarbigen Locken mit bunten Bändern hüpfen auf und ab, ihre Halsketten vibrieren und um den Mikrophonständer hat man als Zuschauer schon ein bisschen Angst. Die Dame, die da auf der Treppe von Schloss Todenwarth steht, hat Musik im Blut. Unverkennbar. Und ihre Stimme erst. Soul, Jazz und Blues sind angekündigt. Simone Reifegerste nimmt das Publikum mit in eine Küche, früh um 5 Uhr. Die Gäste sind beim Absacker hängen geblieben. Und dann „Time after time“. Reifegerste singt von „confusions“ (Verwirrungen) und dem „suitcase of memories“ (Koffer voller Erinnerungen). Und dann der Refrain: If you fall, I will catch you, I’ll be waiting – Time after time (Wenn du fällst, werd ich dich auffangen und ich werde warten – jedesmal). Spätestens jetzt stellt sich der Effekt in der Küche, früh um 5 Uhr, ein. Ebenso wie das Bild von Cindy Lauper mit der kupfernen Haarfarbe und den special Effekts der 1980er Jahre. Simone Reifegerste imitiert die Künstlerin perfekt. Und das ist erst der Anfang des Konzertes auf Schloss Todenwarth. Die Veranstaltung war als Frühlingsfest des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde geplant. Corona funkte dazwischen und so feierte man am Samstag kurzerhand ein Sommerfest. Zum Glück ohne Nässe von oben. Einzig ein kleiner Schauer hatte die Gäste, darunter auch Landrätin Peggy Greiser, zwischendurch in Atem gehalten. „Ich hab meinen Schirm mit – da regnet es nicht“, prophezeite Greiser und sollte Recht behalten. Hausherr Jochen Halbig verkündete als gleich: „Ich bin glücklich, dass wir nicht abgesagt haben“ und berichtete von spannenden Momenten am Vortag, in denen die Familie etliche Wetter-Apps vergleichen hatte. Derweil lugt Joe Kucera schon hinter der Tür hervor. Sein Saxophon steht bereit. Ebenso das Keyboard für den Dritten im Bunde, Vladimir Strnad aus Prag – ein etwas schwer zu sprechender Name – Halbig aber bemühte sich. Der Keyboader war ebenso wie die Sängerin erstmals auf Schloss Todenwarth. Joe Kucera dagegen kennt sich hier aus. Fünfmal erfreute er die Gäste des einstigen Frühlingsfestes schon mit seinem Saxophonspiel. Und das ist wahrlich brillant. Im Zusammenklang mit Keyboard und Gesang – unschlagbar. Wobei das Trio Reifegerste, Kucera und Strnad genau weiß, wann weniger mehr ist und umgekehrt.
Dame in Schwarz
Natürlich ist die Dame in Schwarz – übrigens passten die Schuhe bestens zur Haarfarbe – der Blickfang. Unglaublich – wie schnell sie in verschiedene Rollen schlüpft und dabei doch sich selbst und dem Blues treu bleibt. Gerade eben richtete sie sich noch ans Publikum und schwupp – schon hat sie sich verwandelt in eine singend Queen, „God bless the child“ von Billie Holiday auf den Lippen. Dabei wippt sie mit dem gesamten Körper, verbiegt sich, lebt den Rhythmus aus. Es macht Spaß, ihr zuzuschauen. Sie hat Wumms in der Stimme, Musik im Blut.
Bei „Georgia on my Mind“ konnte man den Blues mit all seiner Sehsucht und Schönheit förmlich spüren. Dazu Kucera als Meister am Saxophon. Er bekommt spontan Szenenapplaus und zieht seinen Hut. Das Trio harmoniert. Irgendwann ist es auf einem alten Bahnhof angekommen. Mit schummriger Stimmung und jemanden mit zwei Koffern, der auf jemanden wartet, der nicht mehr kommt. Und trotzdem sollte man träumen . „Dreaming is good“. Man möchte seufzen. Damit das nicht geschieht, folgt ein Experiment. „Sie werden es lieben“, weiß Simone Reifegerste und fordert zum Mitsingen auf. Die Zeile „One monkey don’t stop the show“ (Ein Affe hält den Zirkus nicht auf) wird von mal zu mal besser. Das Publikum mutiert zum Backgroundchor. „Singen ist gut fürs Immunsystem“ – alles klar. Das Beste aber kommt erst noch. Simone Reifegerste schlüpft in die Rolle der Marilyn. „Sie war so jung, so schön, so erfolgreich – alle liebten sie.“ Was danach kommt, zeigt Reifegerste als Energiebündel par excellence. Sie muss nicht einmal singen, um die Monroe zu sein – Lippenbewegungen und Laute genügen. Kommentar Joe Kucera: „Das ist nicht nur Musik, das ist auch Performance“. Damit ist alles gesagt. Das Publikum ist begeistert. Noch schnell ein Billy Holiday Blues und die Stunde geht zu Ende. Zugaben natürlich und fröhliche Gesichter rundum. „Uns hat’s Sp aß gemacht – wir kommen gerne wieder“, ist von den Akteuren zu hören. Das Publikum applaudiert und ist glücklich. Das Konzept des Frühlings – oder Sommerfestes des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde passt und hat seit mehr als zehn Jahren Tradition. Sämtliche Regeln wurden eingehalten. Man traf sich schon in den Nachmittagsstunden zum Plaudern. Der Zuspruch war bestens. Ein gutes Zeichen für den Zusammenhalt im Verein.
Südthüringer Zeitung, 13.6.2020 von Annett Recknagel
Für Jochen Halbig ging ein ganz besonderer Wunsch in Erfüllung: An der Südseite von Schloss Todenwarth ist ein Emaillebild des Künstlers Moritz Götze aus Halle zu sehen.
Fambach – Ein Kunstwerk, sechs Schrauben und zweimal Moritz. Der eine ist Zahnarzt in Nürnberg und Sohn von Jochen Halbig, der andere ein weltweit anerkannter Künstler, der seine Werke unter anderem schon in Indien, Ungarn und Amerika ausstellte. Übrigens trägt Moritz Halbig den Namen Moritz, weil die Familien eine jahrelange Freundschaft verbindet. „Antje hat dich damals im Kinderwagen durch Halle geschoben“, erinnert sich Jochen Halbig und bringt Moritz Götze zum Schmunzeln. Die beiden Männer mit dem gleichen Vornamen verstehen sich bestens und waren jetzt auf Schloss Todenwarth zu Gast.
Der Grund: Jochen Halbig sollte endlich sein Geburtstagsgeschenk bekommen. Ende Oktober hatte er seinen 80. gefeiert. Sohn Moritz suchte ein passendes Geschenk. Der Vater durfte Vorschläge machen. Sofort fielen ihm die Blindfenster am Schloss ein. Eine Funktion haben sie nicht – die klare architektonische Baulinie brachte sie hervor. Insgesamt ist das Schloss Todenwarth mit sechs Blindfenstern versehen. Seitdem Jochen Halbig hier wohnt, ist es sein Wunsch, die Fenster nach und nach von Künstlern aus seinem Freundes- und Bekanntenkreis gestalten zu lassen.
Die beiden Fenster an der Straßenseite sind fertig. Ein Blindfenster auf der gegenüberliegenden Seite gestaltete Halbig mit Hilfe seiner Familie selbst. Bleiben drei übrig. Das auf der Südseite ist nun mit einer Emaillearbeit von Moritz Götze versehen, dem Geburtstagsgeschenk für Jochen Halbig. Das wurde bis dato streng geheim gehalten. Jochen Halbig kannte einzig die beiden Motive und durfte sich für eines entscheiden. Den Bärtigen mit Blumenvase wählte er ab. Interessanter fand er den jungen Mann mit Schaf und Kammgarnspinnerei im Hintergrund. „Allein wegen der Symbolik“, erklärt der 80-Jährige.
Moritz und Moritz akzeptierten dies und trafen die Vorbereitungen. Das Blindfenster musste heimlich ausgemessen werden. „Während Jochen einkaufen war“, erinnert sich Antje Halbig. Und weil das eben ruckzuck erfolgte, hatte man nun beim Anbringen ein kleines Problem. Mit Beitel und Holzhammer war das aber schnell behoben. Sechs Schrauben halten das Kunstwerk im Mauerwerk. „Am Ufer“ lautet sein Titel. Jochen Halbig war sehr dankbar. „Ich hatte das Bild vorher noch nicht gesehen“, sagt er. Umso größer war die Überraschung.
Moritz Götze holte das Bild aus dem Auto und platzierte es zunächst im Garten, damit es von Jochen Halbig in aller Ruhe bestaunt werden konnte. Zuerst fiel ihm das Wappen auf dem Pullover des doch etwas älteren Herren im Zentrum des Bildes auf. „Wir haben uns gegen den jungen Mann entschieden, schließlich muss man Papa wiedererkennen“, erklärt Moritz Halbig. Das Motiv erinnert an den guten Hirten. Auch die Werra fehlt nicht. Vorlage lieferte das Bild, das Jochen Halbig aus dem ehemaligen Festsaal des Verwaltungsgebäudes der Kammgarnspinnerei rettete und das jetzt bei ihm im Veranstaltungsraum an einer Wand zu sehen ist.
Ende März war die Emaillearbeit von Moritz Götze fertig. Genau zu dem Zeitpunkt, als die Coronabeschränkungen verschärft wurden. Nachdem jetzt Lockerungen in Kraft getreten sind, war es höchste Zeit, das Kunstwerk an der Schlossfassade anzubringen und ein Blindfenster zu schließen. Das Bild ist in mehreren Arbeitsschritten entstanden und insgesamt achtmal gebrannt . „Es ist krisenresistent und hält garantiert 100 Jahre“, erläutert der Künstler. Von der Bundesstraße 19 aus wird es zu sehen sein. „Es ist farblich perfekt“, urteilte Herbert Frübing, der sich das Anbringen nicht entgehen ließ.
Moritz Götze ist 1964 in Halle geboren und wird bei Wikipedia als zeitgenössischer deutscher Maler, Grafiker, Emaille- und Objektkünstler beschrieben. Anfang der 1990er-Jahre erhielt er einen Lehrauftrag für Serigrafie an der Hochschule Burg Giebichenstein, Halle und 1994 eine Gastprofessur in Paris. Sehr schnell etablierte sich Moritz Götze nach der Wiedervereinigung in die deutsche und internationale Kunstszene. Auch in Schmalkalden stellte er einige seiner Bilder schon aus.
Jochen Halbig will auf Schloss Todenwarth nach einigen Ausfällen durch Corona wieder mit Veranstaltungen beginnen. Für den 21. Juni ist ein Open-Air-Konzert mit deutschen Liedern und Chansons von Bettina Riebesel und Jörg Dathe geplant. Vier Wochen später gastiert ein Puppenspieler auf Schloss Todenwarth. Auch das wird eine Open-Air-Veranstaltung sein. Und im Rahmen des Orgelsommers ist Mitte Juli ein Konzert im Garten von Schloss Todenwarth geplant.
Südthüringer Zeitung
Mit vielen historischen Bildern und Dokumenten ließ der Besitzer des Schlosses Todenwarth längst vergangene Zeiten lebendig werden. Die Kunstruine auf dem Frankenstein und das Kriegerdenkmal im Rathenaupark wurden nach Entwürfen von Max Halbig gebaut.
Bad Salzungen – Was verbindet die Kunstruine Frankenstein, die 1891 als Andenken an die ursprüngliche Burg Frankenstein errichtet wurde und bis heute beliebtes Ausflugsziel mit großartigem Rundblick ins Werratal ist, mit dem Kriegerdenkmal im Bad Salzburger Rathenaupark, das 1904 eingeweiht wurde? Beide Bauwerke wurden nach Entwürfen des damaligen Katasterrates Max Halbig entworfen, dessen Leben und Wirken sein Enkel Dr. Jochen Halbig in einem Vortrag im Museum am Gradierwerk vorstellte. Mit vielen historischen Bildern und Dokumenten ließ der Besitzer des Schlosses Todenwarth bei Fambach längst vergangene Zeiten lebendig werden, tauchte gemeinsam mit den vielen Zuhörern – darunter zahlreiche Mitglieder der Frankensteingemeinde und Bürgermeister Klaus Bohl – tief in die bewegte Geschichte seiner Vorfahren ein. 1997 erwarb der Zahnarzt die Ruine des Schlosses und restaurierte sie aufwendig und liebevoll. Seine Großmutter, Camilla Wolff von Todenwarth, war hier, oberhalb der Zwick, aufgewachsen. Der Fokus des Vortrags lag jedoch nicht auf der über 500-jährigen Geschichte des Geschlechts der Wölfe von und zur Todenwarth, sondern auf Max Halbig und seinem Vater Johann Jacob, der in Meiningen aufwuchs und dort ab 1821 aufs Gymnasium Bernhardinum ging.
Jochen Halbig blätterte im dickleibigen handschriftlich geführten Schultagebuch seines Vorfahren, welches mit den Worten: „War keine Schule!“ beginnt. Johann Jacob wurde Lehrer – zunächst an Armenschulen in Meiningen und Hildburghausen, ab 1826 dann am Gymnasium Bernhardinum. Das Gehalt, wie eine Urkunde zeigt, wurde nicht nur in Geldstücken, sondern auch in Naturalien wie Holz zum Heizen gezahlt. Aus seiner Ehe mit Dorothea Luise Dressel gingen vier Kinder hervor: Max, Karl, Adolf und Mathilde. Bereits 1858 verstarb Dorothea, Johann Jacob ging 1876 in den verdienten Ruhestand.
Max Halbig, geboren am 2. September 1837, zeichnete bereits als Kind und Jugendlicher viel und gut, wie Jochen Halbig mit verschiedenen eindrucksvollen Bleistiftskizzen zeigen konnte. Fabriken wie ein Walzwerk stellte Max Halbig ebenso kunstvoll-realistisch dar wie verfallene Burgen oder den Eingang zur Wartburg. Nach dem Studium in Jena arbeitete er 1860 als Landvermesser in Meiningen, 1872 erfolgte der Umzug nach Salzungen. 1866 heiratete er Camilla, mit der er sieben Kinder bekam und für die er 1870 ein großes Haus mit viel Garten errichten ließ. In den unteren Räumen mietete sich im April 1879 das hiesige Katasteramt ein. Camilla starb mit gerade mal 35 Jahren. Damit die Kinder versorgt waren, heiratete Max Halbig 1884 Emma Heine. Die älteren Kinder hassten ihre Stiefmutter, sein Vater dagegen, so Jochen Halbig, habe sie geliebt.
Auf Fotos schaut der gut aussehende Max Halbig, der als gestandener Mann Vollbart trug, mit heiteren, wachen Augen lächelnd in die Welt. Der Katasterrat war nicht ohne Schalk und Humor, wie kleine Skizzen, auf denen er seine Mitbürger in unterschiedlichsten Posen festgehalten hat, beweisen. Ein stolzgeschwellter Herr im Anzug wird hier im wahrsten Sinne des Wortes zum Gockel, weil Max Halbig ihm einen schönen Hahnenschweif anzeichnete, daneben findet man bierselig-runde Gestalten, biedermeierlich- blöde dreinschauend.
Mit dem visionären, nicht im Besitz von Jochen Halbig befindlichen Bild „Die Frankenstein Ruine der Zukunft im Abendsonnenschein“ unterstützte der Katasterrat kunstvoll das Vorhaben des Amtsrichters Dr. Höfling, auf dem Frankenstein einen Aussichtsturm zu errichten. Es wurde in der „Heimatwarte“, einer Beilage des Salzunger Tageblatts, abgedruckt und stieß bei der Bevölkerung auf große Begeisterung.
Max Halbig nahm an der Errichtung der Kunstruine regen Anteil – erhalten geblieben ist unter anderem ein Brief, in dem er die Baupläne, die zunächst einen nur zweigeschossigen Turm vorsahen, scharf kritisiert.
Ehrenamtlich übernahm er später den Entwurf und Bau des Denkmals für die Salzburger Gefallenen im Deutsch-Französischen Krieg von 1870 bis 1871, gründete dafür eigens 1900 ein Komitee und schickte Skizzen und Entwürfe an den Meininger Herzog Georg zur Beurteilung. Dieser erteilte schließlich schriftlich sein „Placet“.
1909, mit 71 Jahren, starb der Katasterrat. Sein Grundstück mit dem Haus wurde an das Erzbistum Würzburg verkauft und 1923/24 die katholische Kirche St. Andreas im barocken Stil errichtet. Das ehemalige Wohnhaus der Halbigs ist heute Pfarrhaus.
Mit viel Empathie erzählte Jochen Halbig von seinem Großvater, eine der heute fast unbekannten Persönlichkeiten, die die Kurstadt in vergangenen Zeiten geprägt haben. Durch seinen Vortrag wurde den Zuhörern nicht nur sein Vorfahr, sondern auch das damalige Leben im Werratal und Solbad gegenwärtig.
Annett Spieß
Monika Ritter hat „Zwillinge mit Hund“ geschaffen. Fotos (7) Wolfgang Benkert: fotoart-af.de
Breitungen – „Zwillinge und Hund Finn“ nannte Monika Ritter ihre Arbeit, die während des Steinbildhauer-Symposiums im Schlossgarten in Breitungen entstanden ist. Als das Symposium nach knapp zwei Wochen zu Ende ging, hätte sie gerne noch weitergemacht. „Schade, dass nicht noch mehr Zeit war“, sagte sie, als die Künstler zum Abschluss ihre Werke in lockerer Runde vorstellten. Unter den Zuhörern waren Breitungens Bürgermeister Ronny Römhild und Fabian Amborn vom Bauamt, der in der Verwaltung für das Symposium zuständig war; Familie Halbig von Schloss Todenwarth, wo zwischen 2003 und 2008 die ersten drei Symposien stattfanden, und Vertreter der Meininger Freimaurer-Loge „Georg Liberalitas“. Die Freimaurer unterstützen das Symposium und möchten eines der sechs Werke in Meiningen aufstellen.
Finn, der Todenwarth’sche Hund, war im Schlossgarten nicht dabei. In Monika Ritters Skulptur ist er länger ausgefallen als im Original, aber ebenso freundlich. Er schmiegt sich an die Zwillinge, als wär‘s der Drilling. Eine Arbeit, die Positives ausstrahlen soll. „Es gibt nicht nur Negatives“, sagt Monika Ritter. Die Künstlerin hat in den 80er-Jahren die Holzbildhauer-Schule in Bischofsheim in der Rhön besucht, heute lebt sie in Kalchreuth bei Nürnberg. Beim Symposium war sie zum ersten Mal dabei.
Tobias Golde und die „Knieende“. Foto: Wolfgang Benkert
Auch Tobias Golde aus Leipzig ist neu in der Runde. Auch er hat einst Holzbildhauer gelernt und später Bildhauerei studiert. Nach Breitungen ist er mit einem Modell gereist, das er „am ersten Tag weggelegt“ hat, wie er erzählte. Was er aus seinem Sandsteinblock herausgeholt hat, ist kompakter geworden. Ein Unterkörper mit dem Ansatz der Beine, ein Oberkörper, der verwachsen erscheint. Eine Metamorphose, erklärt Golde. Ihn interessiere das nicht Sichtbare, die Frage, was passiert weiter. „Knieende“ wäre seiner Absicht nach ein passabler Titel für sein Werk.
Bei der Skulptur von Lasse Schulz-Berke dachte mancher Betrachter an Eisberge und die Titanic. Foto: Wolfgang Benkert
Ohne Titel ist das Werk von Lasse Schulz-Berke aus Kaiserslautern geblieben. Die Pyramiden-Form, meint er, sei durch den Stein vorgegeben gewesen. Der Bildhauer kommt aus der Architektur, aus seinem Stein wächst ein flacher Quader, dessen Seiten verdreht sind. „Die Form wächst aus dem Rohling.“ Andere hätten sein Werk mit einem Eisberg assoziiert, und zur Titanic weitergedacht. Weil er Steinmetz ist, hat Lasse Schulz-Berke die Oberflächen klassisch bearbeitet.
Tobias Rempp nennt sein Werk „Hals über Kopf“. Foto: Wolfgang Benkert
Tobias Rempp aus Nürnberg ist zum vierten Mal in Breitungen und „wieder mal nicht fertig geworden“. „Hals über Kopf“ nennt er sein Werk, den Rest „kann man sich überlegen“, meinte Rempp bei der Vorstellung. Er habe viele Figuren gemacht, die man erkennen kann und sei nun „etwas weg davon“. Steine brächten viel mit. Die Grundform sei schon da, er habe „versucht, was drauszumachen“.
Der „Breitunger Torso“ von Sebastian Paul. Foto: Wolfgang Benkert
Neben Rempp bearbeitete Sebastian Paul seinen Stein, auch er ist ein Symposiums-Teilnehmer der ersten Stunde. Sie hätten viel über Architektur gesprochen, erzählt er, das habe sich in seiner Arbeit niedergeschlagen. Sie ist figürlich geworden, verbindet sich durch mehrere romanische Bögen aber mit der Architektur. Der Berliner nennt sie „Breitunger Torso“. Eindeutig eine Breitungerin, meinten seine Zuhörer im Schlossgarten.
Robert Rost mit seiner „Initiation“. Foto: Wolfgang Benkert
Der sechste Künstler ist in der Region der Bekannteste. Robert Rost betreibt den Steinbruch in Fambach, von dort stammen auch wieder die Sandsteinblöcke für das Symposium. Mehrere seiner Werke sind in der Region zu sehen, unter anderem die Sagenfigur des Leinewebers, der auf dem Breitunger Markt vor dem Glittstein steht. Für das Symposium hat er dieses Mal das Streben nach Verbesserung und Veränderung zum Thema gemacht. Seine Figur trägt die Hand auf dem Herzen, eine Geste, die die Arbeit an sich selbst demonstrieren soll. Figürlich, aber fragmentartig, kommentierte der Bildhauer. Die Rückseite der Skulptur ist Sonne und Mond gewidmet.
Rost’s Arbeit sprach die Vertreter der Meininger Freimaurer-Loge besonders an. Das Werk symbolisiere die drei Grade Lehrling, Geselle und Meister, meinte der „Meister des Stuhles“ – der Vorsitzende – Peter Henzel. Die Meininger Unterstützer wollten sich allerdings noch nicht auf ein Werk festlegen, sie wollten noch mit Meiningens Bürgermeister Fabian Giesder über einen geeigneten Stellplatz für eine Skulptur sprechen. Am liebsten sähen sie eine der Skulpturen „als kostenlose Leihgabe in einem der Meininger Parks“.
Die anderen Werke bleiben in Breitungen und werden voraussichtlich im neu angelegten „Garten der Kunst“, hinter dem Schloss, aufgestellt, wo schon die Werke des dritten Symposiums 2017 zu sehen sind.
Im „Garten der Kunst“, hinterm Breitunger Schloss, kann man Skulpturen der Symposien betrachten. Foto: Wolfgang Benkert
Der Klang der Hämmer lockte während der zwei Wochen immer wieder Neugierige in den Schlossgarten, die den Bildhauern zusahen und Fragen stellten. Dennoch hielt sich die Aufmerksamkeit in Grenzen. Die Bildhauer schätzen diese Mischung. Es ist angenehm hier, sagte etwa Tobias Golde und lobte, wie die anderen, die besondere Atmosphäre des Breitunger Burghügels.
Text: STZ 29.8.2019 Ulricke Bischoff
Südthüringer Zeitung, Artikel von Annett Recknagel
Auf Schloss Todenwarth ging der 29. Thüringer Orgelsommer in seine nächste Runde. Hornist Stephan Katte aus Weimar und Tom Anschütz an der Open-Air-Orgel begeisterten das Publikum.
Stephan Katte spielte ein selbst gebautes Thüringerwald-horn, Foto Annett Recknagel
Todenwarth/Fambach
Trolle auf Schloss Todenwarth? Gehören diese Fabelwesen der nordischen Mythologie nicht nach Dänemark und Schweden? Während des Konzertes im Rahmen des 29. Thüringer Orgelsommers machten die kleinen Männchen Station im Thüringischen. Die mehr als 150 Zuhörer konnten sich die Trolle bei der entsprechenden Orgelmusik zumindest sehr gut vorstellen. „Da laufen sie“, flüsterte eine Zuhörerin in der zweiten Reihe und damit behielt Organist Tom Anschütz Recht. In zweierlei Hinsicht: Zum einen meinte er, die Klavierkomposition „Trolltog“ von Eduard Grieg höre sich auf der Orgel viel besser an. Zum anderen könnte das Publikum schon bei den ersten Klängen gedanklich Zwerge marschieren sehen. Der Heimatverbundenheit wegen hatte Anschütz aus den Trollen Zwerge gemacht – Grüße nach Trusetal.
Dass dieses und alle anderen Stücke, die der 25-Jährige auf der Open-Air-Orgel zum Erklingen brachte, beim Publikum Bilder hervorriefen, lag am perfekten Spiel des jungen Mannes aus Waltershausen. Dabei hatte er, wie er nach dem Konzert verriet, nicht einmal die richtigen Schuhe an. Trotzdem ließ er die Zwerge marschieren. In Griegs Stück gab es eine Stelle, an der ausschließlich Anschütz’ Füße agierten. Hochkonzentriert saß er an der Orgel, man spürte das Marschieren. Zwischendurch verschnauften die Männchen, um danach mit neuer Kraft wieder loszulegen. Was für die Zuhörer ein Genuss war, bedeutete für Tom Anschütz Arbeit. Seine Augen konzentrierten sich auf die Noten, die Hände huschten über die Tastatur und mit den Füßen spazierte Tom Anschütz über die hölzernen Pedale, als gäbe es nichts Selbstverständlicheres.
„Von Bach bis Bolero“ war das Freiluftkonzert überschrieben. Und Tom Anschütz musizierte nicht allein. Stephan Katte aus Weimar hatte Horn und Thüringerwald-Horn mitgebracht. Doch bevor das Musikerlebnis beginnen konnte, hieß es Stühle schleppen. Hausherrin Antje Halbig hatte nach 100 aufgestellten Sitzgelegenheiten im Garten die Übersicht verloren. Kustos Jörg Müller und Jochen Halbig transportierten fünf Minuten vor Konzertbeginn die guten Stühle aus dem Saal vor die Tür. Letztlich fand jeder einen Platz. Um die 150 Gäste mögen es gewesen sein. Halbig sprach von so vielen wie nie zuvor.
Foto Gerd R.
Zum vierten Mal hatte Familie Halbig zum Thüringer Orgelsommer in den Park von Schloss Todenwarth eingeladen. Unter dem Schutz der großen Linde war der Lkw mit der fest installierten, elektrisch gesteuerten Pfeifenorgel geparkt. Allein das war eine Augenweide. Bedient wurden am Ende alle Sinne. Die Stadt Leipzig war der rote Faden des Konzertes. Komponisten oder Werke standen in Zusammenhang mit der sächsischen Stadt. Was mit Händels Wassermusik begann, war eine Klangreise. Orgel und Thüringer Waldhorn harmonierten ebenso wie Horn und Orgel. Die Musiker hatten Stücke ausgewählt, die in die Natur passten und bei denen sich ein Wohlgefühl einstellte. Andächtig wurde es bei einem Gebet, das von den Musikern feinfühlig beinahe dahingehaucht wurde. Mit einem „Bolero“ ging es fröhlich weiter. Tom Anschütz brachte die Orgel in ihrer vollen Schönheit zum Erklingen. Mal laut und aufbrausend, mal leise und sanftmütig – es war eine Wohltat, dem jungen Mann zuzuhören und zuzusehen.
Auch den Pilgerchor aus dem „Tannhäuser“ von Richard Wagner brachte Anschütz zu Gehör. Mit seinem Kollegen, Stephan Katte, harmonierte er blind.
Sehr schön auch eine Pastorale für Horn und Orgel des schwedischen Komponisten August Körling. In John Arthur Meales Stück „Final alla Minuet“ war eine sehr bekannte Melodie herauszuhören. Anschütz spielte sie kurz an. Schulterzucken und Kopfschütteln im Publikum. „Die Auflösung gibt es nach dem Stück“, sagte Anschütz und legte los. Wieder nahm er das Publikum mit, gefiel durch ein perfektes Spiel, fast vergaß man das Rätsel.
Foto privat
Die Melodie war ein Klingelton. Er gehörte zu dem veralteten Handy Nokia 310. Dieser Fakt entschuldigte das kurz auflachende Publikum natürlich. Ohne Zugabe kamen die beiden Musiker nicht davon. Und danach gab es noch einmal einen riesigen Applaus. Wer wollte, konnte sich die fahrbare Orgel nach dem Konzert aus nächster Nähe anschauen.
Improvisieren musste man zum Frühlingsfest des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde. Landrätin Peggy Greiser ließ sich bei ihrer Stippvisite Schloss Todenwarth zeigen.
Trotz Kälte nahm Hausherr Jochen Halbig (rechts), Landrätin Peggy Greiser mit auf eine kurze Stippvisite durch den Garten – Fambachs Bürgermeister Ralf-Peter Schmidt (zweiter von rechts) und Kai Lehmann.
Fambach/Todenwarth– Plan B musste greifen: Gemütlich im Garten zu sitzen, die Blütenpracht bei Kaffee und Kuchen zu genießen – das war zum diesjährigen Frühlingsfest des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde auf Schloss Todenwarth leider nicht möglich. Bei einstelligen Temperaturen war es schlichtweg zu kalt. Landrätin Peggy Greiser hätte sich bei ihrem ersten Besuch auf Schloss Todenwarth auch besseres Wetter gewünscht. Doch bekanntlich lässt sich das nun mal nicht ändern.
Plan B also. „Von draußen nach drinnen“, lautete der in Kurzform. Platz gibt es im Schloss ausreichend, allerdings wurde es im beheizbaren Saal dann doch etwas eng. Und dabei waren diesmal gar nicht so viele Gäste zum Fest erschienen. „Vor zehn Jahren waren wir auch drinnen“, erinnerte sich Hausherr Jochen Halbig an die Anfänge der Veranstaltung. Und was stand damals im Plan? „Ein Vortrag von Kai Lehmann“, wusste Halbig noch genau. Der Angesprochene aber erinnerte sich leider nicht mehr an das damalige Thema. „Es war auf jeden Fall nichts Großartiges“, meinte er salopp.
Jochen Halbig erläuterte der Landrätin derweil die Geschichte seiner Familie. Vorläufer des Frühlingsfestes war ein gemütlicher Nachmittag der CDU im Garten der Todenwarth 2008. „Damals ging es noch darum, die Kammgarnspinnerei zu erhalten“, erinnerte sich Halbig. Ein Jahr später gab es dann das erste Frühlingsfest, um eine breitere Öffentlichkeit anzusprechen. Das etablierte sich – nur zwei Mal fiel das Fest bislang aus. Verbunden war es immer entweder mit einem musikalischen Erlebnis oder einem Vortrag. Es kam auch vor, dass beides miteinander gekoppelt war und musikalische Lesungen stattfanden. In den letzten fünf Jahren gab es nach der gemütlichen Kaffeerunde immer Konzerte. Das lag an Frank Oberhof, dem Mann vom Kulturverein Liedertour aus Leipzig. Er holt seit beinahe drei Jahrzehnten übers Jahr namhafte Künstler in die hiesige Region. Zu einem solchen Konzert lernten sich Jochen Halbig und Frank Oberhof im Breitunger Schloss kennen. Man unterhielt sich und irgendwann wurde die Idee geboren, auf Schloss Todenwarth den einen oder anderen Konzertnachmittag anzubieten. Das Frühlingsfest war der Anlass.
Saxofonist Joe Kucera, der kürzlich zu einem Dienstagskonzert in Breitungen gemeinsam mit John Vaughan zu hören war, spielte auf der Todenwarth das erste Konzert. Man strebte englisch- und deutschsprachige Musik im Wechsel an. „Die Konzerte wurden gut angenommen“, bilanzierte Jochen Halbig und bislang hatte es immer mit dem Wetter geklappt. Nach der Kälte vom Samstag überlegt man jetzt, das Datum des Frühlingsfestes zu ändern. Oder aber das Konzert an einem anderen Tag als Extraveranstaltung zu planen.
Eine halbe Stunde vor Konzertbeginn mussten die Gäste den Saal räumen – der Aufbau der Technik begann. Ralph Schüller und Band waren angesagt. Die Gäste schauten sich das Schloss an oder verlustierten sich im Garten. Landrätin Peggy Greiser war begeistert und schwärmte von dem schönen Fleckchen Erde. „Die Halbigs haben schon sehr viel erreicht“, meinte Kai Lehmann und war sich sicher, dass das alles ausschließlich mit positivem Fanatismus machbar sei. Halbig führte die Landrätin zu den beiden aus der Totenhofkirche in Schmalkalden stammenden Epitaphien und erzählte von deren Geschichte.
Der Verein für hessische Geschichte und Landeskunde ist übers Jahr recht aktiv. Mindestens einmal pro Monat organisiert man einen Vortrag. Auch Exkursionen werden angeboten. Zudem sind Artikel von Mitgliedern in den Schmalkaldischen Geschichtsblättern zu finden, die der Verein gemeinsam mit Partnern jährlich herausgibt.
Autor: Annett Recknagel