Todenwarth – Epitaphien

Januar 21st, 2014

Vor etwa 12 Jahren hatte ich in der Nord-West-Ecke des damals noch kaum „Park“ zu nennenden Warthe- Terrains Fundamente eines früheren „Mauerhauses“ ergraben. War es eine kleine Bastion gewesen, ein mittelalterlicher Ausguck über die Werra – ins „Ausland“? Dr. Jasper, Besitzer 1922 bis zu seinem Tod 1951, hatte dort seinen Schießstand. Das war die letzte Verwendung dieses Fleckchens. Wie wäre es, dort ein kleines museales Gebäude aus Sandstein zu errichten für zu DDR- Zeiten verschwundene steinerne Kunstwerke?

Seit einigen Jahren steht nun dieses Mauerhäuschen wieder, ohne dass es die Spur einer Hoffnung gab, die steinernen Bildwerke aufzuspüren.  Bis Januar 2011, bis zu einem Anruf von Renate Wagner aus Jena.  Sie erzählte, fast nebenbei, dass sie vor Silvester versehentlich zur falschen Tür in einen Laden gehen wollte – da waren Epitaphien in der Wand eingemauert, deren Ursprung für sie eindeutig Bereich Schmalkalden war.  Ihr schwaches Handyfoto war  für mich eindeutig: es waren die Gesuchten! Seit 1909 auf Todenwarth, deren Verkauf nach dem ersten Weltkrieg, 3. Reich, DDR  sie weitgehend überdauerten bis zum „Verschwinden“ um 1980 …. und Niemand, der es wissen müsste, will etwas gewusst haben…..

 

Es hat noch über zwei Jahre gedauert, bis die Epitaphien die Rückreise antreten konnten. Verhandlungen mit Hausbesitzer und Verwaltung – man wünschte historischen „Ersatz“  – der war zu organisieren – doch zwischenzeitlich wurde das Haus „mit Inhalt“ weiterverkauft. Neue Verhandlungen – historischen Ersatz? „Nein Danke, machen Sie ein finanzielles Angebot!“ Grübeln, beraten – 1000,- je Stein geboten ohne Hoffnung auf Zustimmung. Doch überraschenderweise war der Besitzer einverstanden – verlangte aber, dass seine Architektin das Ganze organisiert: Firmen finden, Ausbau, Wiederherstellung der Flurwand nach dem Ausbau. Und Vorkasse für alles, zusammen praktisch der Kaufpreis mal 3. 

Im Nachhinein bin ich sehr froh, darauf eingegangen zu sein. Die Steine gehören hierher. Sie sind abgesehen vom familienhistorischen Wert ausgezeichnete Bildhauerarbeiten von sicher weit höherem Wert. Und wie in der letzten Jahresversammlung beschlossen, wird sich der Freundeskreis an den Kosten beteiligen. Es wäre also zu wünschen, das unser   Vereinskonto einen kleinen Spendenbauch bekommt!

Handwerkerauswahl erfolgte in Abstimmung mit mir und ich bin sehr froh darüber, eine Steinmetzfirma gewählt zu haben, deren Mitarbeiter mit Ruhe und technischer Perfektion ans Werk gingen. Über 8 Stunden dauerte der komplizierte Ausbau im Juni  aus dem engen Hausflur in Jena, dagegen ging der gut vorbereitete Einbau im Turmhäuschen auf Todenwarth am 19. Juli mit 4 Stunden fast schnell.

Ich bin überzeugt: es war so etwas wie himmlische Fügung, dass die Epitaphien gefunden wurden. Doch wie und warum wurden sie vor Jahrzehnten nach Jena verbracht? das wird noch herauszubekommen sein – viele Beteiligte kommen dafür nicht in Frage.

Die Feinheit, mit der speziell jedes Kleidungsdetail ausgearbeitet ist, ist leider auf dem Foto nicht deutlich erkennbar. Da müsst Ihr schon die Originale ansehen!

 

Jochen Halbig

Freundeskreis Todenwarth:

Konto: 1325003146 – BLZ 84050000 (Rhön- Rennsteig- Sparkasse)

Epitaphien-Wächter